Donnerstag, 23. Juli 2009

Ein kleiner Roman...

Das hier ist unsere Fliege. (Ja, die Katze heißt so.) Fliegelein ist eine Dame im Alter von 16 Jahren und wird unter anderem auch Lady Fly genannt. Seit geraumer Zeit ging es ihr nicht besonders gut. Als es vor wenigen Wochen das erste Mal so schweineheiß war, dachten wir gar, sie würde bald in den Katzenhimmel entschwinden. Sie hatte aufgehört zu fressen, gab das Trinken auf, hatte plötzlich eine schwarze Nase und war gar nur noch ein herumliegendes Gerippe. Ok, erst schoben wir es auf das Alter oder die Hitze, bei der unsere Katzen immer faul herumliegen und kaum fressen. Doch dann kam uns das merkwürdig vor. Ist der Zeitpunkt gekommen, da sie sterben würde?


Irgendwann aber hatten wir uns versprochen, dass unsere Katzen nicht leiden sollen, bis sie tot sind. Und so sind wir - natürlich an einem Sonntagvormittag - mit ihr zum vertrauten Tierarzt gefahren. Zuerst glaubten wir an ein akutes Nierenversagen, was bei Dosenfutterkatzen gar nicht so selten ist. Ich war fast nicht zu gebrauchen, weil ich andauernd mit meinen Tränen kämpfen musste - die arme Katze! (Wie wird es ohne sie sein? Wie reagiert ihr Bruder, wenn sie nicht mehr da ist?) Die Kleine machte einen riesen Radau, trotz ihrer Schwäche. Kratzbürste. Das war sie immer schon. Da am Wochenende keine Gerätediagnostik möglich war, gab der Doktor nur eine Infusion und einen Untersuchungstermin für den Folgetag.

Dann wurde eine Blutprobe entnommen und - wie bitte?! - die Werte waren vollkommen in Ordnung, nur die Leukozyten waren relativ hoch. Das hätte nix zu heißen, denn Katzen im Stress haben 'ne Menge Leukos im Blut. Unsere Tilla bekam in den folgenden Tagen drei Mal eine Dreierkombination injeziert: Antibiotikum, Aufbaumittel und Appetitanreger in einem. Zugegeben, der Katze ging es etwas besser, aber so richtig fressen, nein, das klappte nicht. Immer nur ganz wenig. Dafür hat sie gesoffen wie ein Loch. Leckerlis guckte sie nur verzweifelt an. Dann bemerkten wir ein Knirschen, wenn sie fraß. Sie kaute an einem weichen Stück herum, als ob sie zähe Schwarte fressen müsste. Also musste irgendwas mit dem Maul nicht stimmen.

Da Madame nicht so gut auf wohlgesonnene Tierärzte zu sprechen ist, und dieser wiederum mächtig Muffensausen vor Stubentigern in Abwehrhaltung hat, wurde erstgenannte am Montag vorübergehend ins Land der Täume verbannt. Dann konnte die Inspektion des Mauls und eine noch ausstehende Sonografie vorgenommen werden. Der Verdacht lag pimär auf einem Fangzahn, der eventuell nicht ganz ok war. Doch während der Behandlung rief uns der Arzt hinzu und fragte, ob die Katze auch schon mal ins Freie ginge. "Nö." "Schauen Sie mal", sagte er und bewegte die beiden Unterkieferhälften entgegengesetzt auf und ab. Und das ging!!! Das arme Ding hat den Unterkiefer gebrochen! Mir ging diese plötzliche und zufällige Erkenntnis durch Mark und Bein. Runter und wieder rauf.

Die Tage zuvor habe ich unser Wuschelchen schon mehrmals unter dem Torf liegen sehen. Und nun? Rettung? Der Doktor hat den Unterkiefer mittels Draht geklammert. Damit muss die Mieze nun ungefähr drei Monate rumlaufen, bis der Knochen verheilt ist.

Fliege hat bereits am Tag nach der kleinen OP gefressen wie ein Scheffeldrescher - ganz ohne Knirschen und mit Mordshungerappetit. Sie erhohlt sich von Tag zu Tag. Sie haut sich wieder das passierte Futter weg, nimmt sogar ohne große Umstände ihr Schmerzmittel ein - haha, natürlich mit lecker Joghurt verrührt. *grins* Ich möchte eigentlich nicht daran denken, was sie in den letzten Wochen aushalten musste. Trotzdem kommt's manchmal hoch und dann laufen wieder Schauer über den Rücken.

Ich weiß, dass viele von Euch Verständnis für diesen Roman in meinen sonst eher kurz gehaltenen Beiträgen haben, weil sie selbst Haustiere zur Familie zählen. Danke, dass ich Euch sehr erleichtert diese Geschichte erzählen durfte...

1 Kommentar:

AB hat gesagt…

[gepostet von http://wollsocke.blogspot.com am 23.07.09, 21:49]
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...ach schön, dass es so gut ausgegangen ist...
viele grüße
annette