Samstag, 18. Dezember 2021

Verflixt und zugenÀht!

Hach, bin ich zufrieden. 😊

Ich habe genĂ€ht und etwas Brauchbares zustande bekommen. Zugegeben ist das kein KunststĂŒck, doch ich habe das erste Mal seit DDR-Zeiten eine Hose fĂŒr mich genĂ€ht. FrĂŒher war das NĂ€hen gewissermaßen die einzige Chance, einigermaßen modisch im real existierenden Sozialismus gekleidet zu sein. Nein, ich bin bestimmt keine sehr modebewusste Person, doch ich habe gewisse Vorstellungen von meiner Kleidung und die hĂ€tte ich dann auch gern umgesetzt.

Genau so erging es mir - es ist kaum zu fassen - mit dem Erwerb einer muckeligen Jogginghose fĂŒr zuhause. Etwas WĂ€rmeres fĂŒr die Winterzeit, kein enges Bein, keine Baby- oder Frauchen-Farben, kein zu enges BĂŒndchen. Klingt gar nicht so schwer, aber finde das mal. Nachdem ich den gesamten Ruhrpark durchsucht hatte, entsprach ein Exemplar tatsĂ€chlich tatsĂ€chlich meinen Vorstellungen. Bis auf eines. Den Preis. Danach hatte ich fertig, bestellte kurzerhand French Terry samt Gummilitze und wartete auf Zeit.

Zeit kam vergangene Woche. Ich hatte Urlaub und konnte mich stundenlang mit dem Projekt Jogginghose befassen.

1. Erstellen eines Schnittes. Um auf Nummer sicher zu gehen, kaufte ich ein schnelles, elektronisches Schnittmuster namens Chris von FadenkĂ€fer. Ausdrucken, ausschneiden, zusammenkleben und wieder ausschneiden ist zeitaufwĂ€ndig und nervt. Ok, wenn man gern mit Papier bastelt und Puzzeln liebt, soll's eventuell vergnĂŒglich sein. 👎

2. Zuschnitt der Stoffbahn. Kein Problem und zĂŒgig erledigt. 👍


3. NĂ€hmaschinen einsatzbereit machen. Das kostete mich tatsĂ€chlich noch einmal reichlich Zeit. Die Overlock musste ich neu einfĂ€deln, da sich ein Faden strĂ€ubte, seinen Weg ĂŒber normales NĂ€hen zu nehmen. Bevor etwas zerstört wurde, habe ich den abgeschnitten und komplett neu eingefĂ€delt. FĂŒr einen LinkshĂ€nder ist es ordentlich fummelig, in eine Richtung zu fĂ€deln, die offensichtlich fĂŒr RechtshĂ€nder geeigneter ist. Aber egal, auch das war irgendwann geschafft. Danach machte ich die neue Heavy Duty startklar - ABER welche Nadel war denn nun am besten fĂŒr den Stoff geeignet? 

Ich hatte mir fĂŒr alle möglichen Stoffarten Nadeln besorgt, doch die Bedeutung der verschiedenen StĂ€rken machte meine Verwirrung komplett. Also suchte ich Erleuchtung ĂŒber die Suchmaschine im WWW und entschied mich relativ unsicher fĂŒr eine Jersey-Nadel der GrĂ¶ĂŸe 80 nochwas. Auf Empfehlung einer NĂ€herin hatte ich mir im Vorfeld eine Spule Mettler Seraflex-Garn zum Stoff dazu bestellt, das besonders gut fĂŒr elastische Stoffe geeignet sein sollte. Irgendwann hatte ich alles zurecht gefummelt und es konnte nach gefĂŒhlt drei Stunden endlich los gehen. 👎🙌


4. NĂ€hen. Schritt fĂŒr Schritt oder auch Naht fĂŒr Naht fĂŒgte sich ein StĂŒck Stoff zum nĂ€chsten. Am Anfang war es etwas kleinschrittig, was an den Taschen lag, aber mir machte es zunehmend Spaß. Das NĂ€hen selbst ging mit beiden Maschinen leicht von der Hand, obwohl ich bei einer Steppnaht tatsĂ€chlich die neue Zwillingsnadel zerlegt hatte. Ich weiß nicht einmal, woran es lag. Vielleicht war ich zu schnell. Immerin hat sie eine LauflĂ€nge von etwa 40 cm geschafft. 

Der French Terry glitt ohne jegliche AllĂŒren unter den NĂ€hfuß und kam sauber vernĂ€ht hinten heraus. Die Kombination von Overlock- und HaushaltsnĂ€hmaschine bei der Verarbeitung von Jersey ist natĂŒrlich ideal, da man von vorn herein weiß, dass die NĂ€hte halten und elastisch sind. FingerspitzengefĂŒhl war noch einmal bei den BĂŒndchen nötig. Der Hosenbund erhielt eine sichere Verbindung zum Gummi, damit sich der nicht irgendwann im Bund verdreht. Das kann ich nicht leiden. Das Einschlagen der BeinbĂŒndchen war wegen der dabei notwendigen Dehnung des Jerseys und des Gummibandes eine grĂ¶ĂŸere Herausforderung als das anschließende NĂ€hen, aber ich erhielt dabei Hilfe von meiner Frau. 👍

Overlocknaht an den Taschenbeuteln
Tascheneingriff mit geglĂŒckter Steppnaht der Zwillingsnadel
Halbwegs geglĂŒckte Aufnahme der fertigen Hose
Fazit: French Terry lÀsst sich super verarbeiten; Exponat ist gelungen; Zeitaufwand war immens.

Ich hĂ€tte gern noch eine Sommerbluse in Arbeit genommen, aber es nervte schon, als das Wohnzimmer tagelang wie eine NĂ€hstube aussah. Zudem lagen noch zwei, drei Strickprojekte in der Gegend herum, die so kurz 👌vor der Vollendung standen. Also wurde das weitere NĂ€hen verschoben. (Man sollte fĂŒr öfteres NĂ€hen einfach einen steten und ausreichend großen Platz zur VerfĂŒgung haben, an dem NĂ€hmaschinen immer einsatzbereit sind.)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr schön! Wirklich gut gelungen! Die Idee mit dem bunten Streifen gefÀllt mir.
FĂŒr einen gemĂŒtlichen Tag/Abend/Wochenende scheint diese Hose unverzichtbar...
LG und einen schönen Abend
Ursula

AB hat gesagt…

Zuhause bin ich generell ein Schlumpfhosen-Typ. Deswegen MUSS so eine Hose zwingend in mein Kleidungssortiment. :))