Freitag, 3. März 2017

Die spinnt!

Jawoll, das tut sie. Endlich. Über die Jahre habe ich immer mit dem Spinnen geliebäugelt, einfach weil ich wissen wollte, wie's geht, wie man es macht und ob das etwas für mich ist. Trotzdem wäre ich niemals auf die Idee gekommen, mir einen Spinnkurs zu gönnen. Dafür wurde mir einer zu Weihnachten geschenkt und gestern war der Termin.

Dazu brauste ich über'n Berg nach Castrop-Rauxel und stieg hinauf zu Anne unters Dach. Dort befindet sich der Wollwerkraum, der alle Utensilien für angehende und fortgeschrittene Wollwerker beherbergt. Ich wurde schon erwartet und herzlich willkommen geheißen. Die Chemie stimmte sofort und so wurde ich langsam in die Spinnerei eingeführt.

Expertin und Ahnungslose
Am Anfang stand die einfache Handspindel und ein Stückchen Kammzug. Ich lernte, wie man den Anspinnfaden setzt und dass die Fasern immer und wirklich ausnahmslos rechts versponnen werden. Das Prinzip der Handspindel ist einfach und, wenn man es verstanden hat, reine Übungssache. Mir bereitete das Ausziehen der Fasern und das Bestimmen der gewünschten Fasermenge anfangs ganz schön Probleme.

Ein Teil des Wollwerkraums
Der nächste Schritt führte zu den Spinnrädern, von denen mehrere Modelle von Kromski und Ashford zum Ausprobieren bereit standen. Ich erfuhr, dass es Einfachtritt- und Doppeltritträder gibt. In der Praxis stellte ich fest, dass man wirklich erst einmal ein Gefühl für die Spinnräder entwickeln muss. Jedes verhält sich anders, und während ich zu Beginn vollauf damit beschäftigt war, das Schwungrad einfüßig in der richtigen - jawoll, rechten - Richtung am Laufen zu halten, war ich am Ende des Kurses eher begeistert von Kromski Minstrel, einem Doppeltritt-Spinnrad.

Ich habe nicht gelogen - ich spinne (hier am Ashford Traditional)
Aber, wie gesagt, zuerst ging es um die Technik und das "Trockentreten" der Räder. Ich lernte, wie man den Anspinnfaden auf die Spule setzt und durch die Einzugsöse zieht, um daran die Fasern anzuspinnen. Die Geschwindigkeit des Spinnrades kam mir zu Anfang geradewegs utopisch vor. Die Koordination von Tritt (ja, das Rad muss sich immerzu drehen) und Auszug der Fasern klappte anfängerbedingt nur begrenzt, aber ein hoffnungsloser Fall bin ich zum Glück nicht. Trotzdem musste ich mehrfach stoppen, weil ich mit dem Ausziehen der Fasern nicht nachkam oder das Rad immer wieder stehenblieb.

Das Minstrel, auf dem ich sowohl spann, als auch verzwirnte
Anne war für mich eine hilfreiche Lehrerin, die zu jeder Zeit wusste, wie sie mir helfen konnte. Am Ende des Kurses hatte ich sogar zwei Dochtgarne zu meinem ersten, abenteuerlichen Garn verzwirnt. Das wiederum geht links herum, und die Kunst besteht darin, dass der Zwirn keinen Drall mehr haben darf. Mensch, das ist auch nicht einfach hinzubekommen.

Besonders gefreut habe ich mich über das Kompliment, dass ich die Erste gewesen sei, die den Anfängerkurs mit einem fertigen Garn beendet hat. Nun ja, irgendwer musste ja mal den Anfang machen, oder? *zwinker* Ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, ob das nun ein weiteres Hobby werden könnte - wo ich doch schon so viele habe. Doch es drängt ja keiner.

Buntes Vlies, zuhause angesponnen und für sehr schön befunden sowie das Erstlingswerk (eine Gemeinschaftsproduktion mehrerer Vorgänger und mir)
Danke, liebe Anne, für den schönen und lehrreichen Abend, vor allem auch die entspannte Schnackerei - ohne auf die Uhr zu schauen. (Ich war etwas erschrocken, als ich im Auto saß und die Uhrzeit ablas.) Zuhause musste ich sofort ein mitgegebenes Vlies anspinnen. Hmmm, genau meine Farben... Ich glaube, wir sehen uns.

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