Sonntag, 6. Oktober 2013

Vom Urlaub

Ich mache gern Urlaub im Herbst. Ich liebe die Herbstluft, das bunte Laub, die tieferstehende Sonne und die langsam einsetzende Ruhe nach einem geschäftigen Jahr.

Nun, von buntem Laub war weit und breit noch nichts zu sehen, aber das machte nichts. Wir entschlossen uns letzte Woche zu einem Kurztrip an die ostfriesische Küste. Inspiriert von der inzwischen längst vergessenen TV-Serie "Das Rätsel der Sandbank", war ich fest entschlossen, der rauhen See entgegenzutreten und nachzuschauen, wie es heute an den Schauplätzen des Films aussieht.

Unser Domizil war Bensersiel. Das Wetter zeigte sich glücklicherweise von seiner besten Seite, sonst wäre ich wahrscheinlich in Depressionen verfallen. Wirklich. Ich war etwas entsetzt, wie seelenlos man ein touristisches Highlight gestalten kann. Beeindruckend, wie austauschbar moderne Architektur sein kann. Hätte man die Nordsee weggetan, wäre der Ort Bensersiel genausogut als jeder x-beliebige andere moderne Ort irgendwo in Deutschland durchgegangen. Deshalb gibt es von dort nur ein Küstenbild bei einsetzender Ebbe:

Die Fähre nach Langeoog läuft aus. (Im Hintergrund erahnt man die Insel.)
Das beobachten der Gezeiten samt arbeitender Wattwürmer fand ich allerdings spannend. Nur der Ausblick war ab und an gestört:

Nein, dieses Bild ist nicht 25 Jahre alt und stammt auch nicht von der Ostsee
Vielleicht musste man so strenge Sicherheitsvorkehrungen treffen, um das Weltnaturerbe Wattenmeer vor uns Menschen zu schützen. Aber so?

Kleine Collage vom Deich
In der Dämmerung sah dann Vieles hübscher aus:

Es geht auch kitschig
Da wir es in Bensersiel nicht so friesisch fanden, besuchten wir die Kleinstadt Esens, wo es tatsächlich noch so etwas wie rote Backsteinhäuser und alte Straßenzüge gab. Die Altstadt versöhnte uns wieder mit unserer Vorstellung von Nordseeromantik und für besonders antiquierte Momente sei der Stadt-Schkür von Esens empfohlen, eine Tee-Diele, die in einer alten Scheune voller musealer Gebrauchsgegenstände der letzten 100 Jahre untergebracht ist. Dort riecht es anfangs zwar etwas müffelig, doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Es gibt die echt ostfriesische Tee-Zeremonie, wahlweise Kaffee, und leckeren Kuchen. Und das Ambiente hat etwas (wenn man gern auch mal in andere Zeiten schnuppern mag.)

Im Stadt-Schkür
Auf unserer Rückfahrt von der Küste besuchten wir den "Park der Gärten" in Bad Zwischenahn. Dort verbrachten wir bereits vor zwei Jahren einen wunderschönen Augusttag. Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass dieser Park einer der schönsten Gartenanlagen Deutschlands ist. Alle paar Meter entdeckt man neue Gestaltungsmöglichkeiten für den eigenen Garten und auch Pflanzen, die man gern mitnehmen möchte.

Der Ernst-Pagels-Garten
Zwar war recht deutlich wahrzunehmen, dass wir uns am Ende des Gartenjahres 2013 befanden, doch späte Blumenstauden und vor allem die Gräser zeigten sich von der schönsten Seite. Früchte leuchteten weithin sichtbar in Gelb, Orange oder Rot:

Zieräpfel
Im Park fanden gerade die Kürbistage statt und anstelle eines schweren Pumpkins nahmen wir ein Kürbisbrot und ein Ofenrezept mit. Beides haben wir inzwischen probiert und waren begeistert.

Sieht schon schön aus, gell???
Aber das gelungenste Bild ist folgendes, auch wenn ich weder Erika (also Heide) oder Lila bzw. Rosa richtig mag. In dieser Konstellation mit den Grünflächen, den Gehölzen usw. finde ich das Motiv zauberhaft.

Unerwartete Farbenfreude
Ich glaube, das Thema Nordsee hat sich für mich nun ein für alle mal erledigt. Nur den Krimi, den ich mir aus Langeweile in Norden kaufte, den werde ich genüßlich zuende schmökern. Vielleicht versöhnt der mich wieder?

Ach ja, gestrickt habe ich ganze vier Tage nicht eine Masche. Ich habe vorsätzlich mein Strickzeug zuhause gelassen, um zu testen, wie es um meine Stricksucht steht. Ich kann Euch sagen, dass es überhaupt keine Entzugserscheinungen gab. Toll!

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