Fundstück

Im September / Oktober waren wir auf einer wunderschönen Rhein-Mosel-Kreuzfahrt. Bei einem Langang in Mainz stolperten wir an der Rückseite des Doms in den Wollzeit-Laden. Es zog uns magisch hinein, wie immer, wenn wir in die Nähe von Handarbeitsläden geraten.

Ich blieb stark im Angesicht der wolligen Übermacht, bis ich im eigens eingerichteten Raum für Sockengarne eintrat und mir dieser Strang entgegen lächelte. Die Verkäuferin fachsimpelte gerade mit einer Dame aus dem Sachsenland über das notwendige Know-how zur Verarbeitung von Garnsträngen. Junge leute wissen anscheinend immer weniger, dass man einen Strang zuerst einmal wickeln muss. Die Kundin sagte etwas entsetzt, dass der Strang ohne diesen Arbeitsgang doch verfitzt. Die Verkäuferin konnte mit diesem Ausdruck nichts anfangen und fragte nach. Ich - ebenfalls Sachse, wenn auch Erzgebirger - musste lachen, denn bei uns ist das ein ganz geläufiger Begriff dafür, wenn sich "Fäden oder Ähnliches in einem nahezu unentwirrbaren Zustand" befinden.

Wie dem auch sei, bei diesem Geplauder begann der Garnstrang mir zuzuwinken. Ungelogen. So nahm ich ihn in die Hand, erschrak mich gehörig beim Preis, bevor ich mich dann doch zum Kauf entschied. Das Merinogarn fühlte sich so unglaublich weich an, dass ich schwach wurde. Es war ja schließlich Urlaub und ein wolliges Mitbringsel ist von Dauer und nicht so schwer. Ich habe es bisher nicht bereut.

Kremke Soul Wool - Crazy Lion "Deep Water"